Henrik Olesen (geboren 1967), A. T., 2019, Tintenstrahldruck auf Papier, 141 mal 99,5 Zentimeter, Hamburger Kunsthalle, Schenkung Alexander Schröder, 2024. Foto: Courtesy Galerie Buchholz
Von Christian Schröter, 12. Dezember 2024, Lesedauer 3 Minuten, 18 Sekunden
Hamburger Kunsthalle: »In.Sight«, die Schenkung Schröder, 22. November 2024 bis 6. April 2025
Hamburg, 11. November 2024
Die Ausstellung »In.Sight« entsteht zu Ehren der umfangreichsten Schenkung in der Geschichte der Galerie der Gegenwart: Der in Berlin lebende Sammler und Galerist Alexander Schröder (geboren 1968) überlässt der #Hamburger #Kunsthalle ein beeindruckendes Konvolut von 63 Werken mit insgesamt 78 Elementen. In Hamburg aufgewachsen beginnt Schröder 1994 während seines Studiums der freien #Kunst an der #Hochschule in #Berlin (heute UDK) Kunst zu sammeln und gründet im selben Jahr die Galerie »Neu« – mit der Denkweise und Perspektive von Künstlern immer im Hinterkopf. Seine mittlerweile 30 jährige Sammlungstätigkeit umfasst internationale Gegenwartskunst verschiedenster Medien, darunter #Fotografien, #Installationen, Skulpturen und Malereien zeitgenössischer Künstler.
Die Schau »In.Sight« gibt einen Einblick in Schröders Identität als Sammler und verweist in der Mehrdeutigkeit des Ausstellungstitels – der einer Arbeit von Philippe Thomas (1951 bis 1995) entlehnt ist – auch auf zentrale Themen, die sich durch Schröders Sammlung ziehen. Die gesellschaftskritischen künstlerischen Positionen von den 1970er Jahren bis heute legen Sichtweisen offen und hinter fragen bestehende Normen in Bezug auf soziale Räume, Architektur, Institutionen, Geschlechtsidentitäten, Körperpolitiken, Migration, Nationalstaatlichkeit, Rassismen und Kolonialgeschichte. Viele Arbeiten nehmen die Blickwinkel von Identitäten ein, die historisch bedingt einer Minderheit angehören und lenken den Fokus auf Marginalisiertes und Übersehenes. Sie machen veränderte Perspektiven greifbar und sichtbar.
Arbeiten von Philippe Thomas, Martha Rosler und Cameron Rowland kommentieren gesellschaftliche Schieflagen der kapitalistischen Konsumgesellschaft und der damit verbundenen Ausbeutung von Körpern. Anhand von normierten, standardisierten Gegenständen entlarvt Sung Tieu wie staatliche, ideologische, bürokratische Machtstrukturen der Gesellschaft den Menschen kontrollieren. Marc Camille Chaimowicz und Isa Genzken brechen durch ihre Interventionen im Ausstellungsraum mit architektonischen Normen. Die räumliche und strukturelle #Ausgrenzung, #Diskriminierung und #Tabuisierung der Schwulen Community bewusst zu machen, spielt im Werk von Henrik Olesen und Tom Burr eine zentrale Rolle.
Der Charakter von Alexander Schröders Sammlung ist eine extreme Bereicherung für die Sammlung der Hamburger Kunsthalle. Mitunter im Dialog mit Beständen der Sammlung greifen die geschenkten Werke in der Ausstellung nicht nur inhaltliche Stränge der Museumssammlung auf, sie füllen Fehlstellen und erschließen neue Künstler, Themenkomplexe und Narrative. Sie erweitern den Horizont der Sammlung, greifen in den kunstgeschichtlichen Kanon ein und hinterfragen ihn.
Alexander Schröders großzügige Schenkung an die Hamburger Kunsthalle ermöglicht es, dass diese Kunstwerke nun dauerhaft und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich und sichtbar werden. Zur Ausstellung erscheint am Donnerstag, dem 9. Januar 2025, eine Publikation (deutsch/englisch, 192 Seiten, Snoeck Verlag), die mit einem Book Launch um 19 Uhr vorgestellt wird (Eintritt frei). Das #Buch mit zahlreichen Abbildungen enthält ein Gespräch zwischen Alexander Schröder und Brigitte Kölle (Leitung und Ausstellungskuratorin Kunst der Gegenwart: Malerei/Skulptur und Installation/Medien an der Hamburger Kunsthalle) sowie Texte von Hans Christian Dany, Corinne Diserens, Dominic Eichler, Julia Kersting, Alexander Klar und Brigitte Kölle. Es ist im Museumsshop zum Preis von 35 Euro oder über www.freunde-der-kunsthalle.de zum Buchhandelspreis von 38 Euro erhältlich.
Beteiligte Künstler
Juliette Blightman, Tom Burr, Marc Camille Chaimowicz, Alan Charlton, Anne Collier, Cosey Fanni Tutti, Isa Genzken, Felix Gonzalez Torres, Georg Herold, Samson Kambalu, Martin Kippenberger, Klara Lidén, Lucy McKenzie, Cady Noland, Ima Abasi Okon, Henrik Olesen, Paulina Olowska, Manfred Pernice, Josephine Pryde, Martha Rosler, Cameron Rowland, Elfie Semotan, Andreas Slominski, Akeem Smith, Philippe Thomas, Sung Tieu, Danh Võ.
Schenkungen für die Hamburger Kunsthalle
Seit der Gründung der Hamburger Kunsthalle schreiben Schenker wie Alexander Schröder, Dauerleihgeber und Stifter die Geschichte des Museums durch ihr privates Engagement fort und tragen dazu bei, die international renommierte Sammlung stets auch aktuell mit Kunst der Gegenwart auszubauen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts waren es Bürger der Hansestadt, die den prächtigen Bau des 1869 eröffneten Museums finanzierten und ihre privaten Kunstschätze für die Sammlung stifteten. Den Grundstein bildete 1863 das Vermächtnis des Kunsthändlers Ernst Georg Harzen mit mehr als 30.000 Handzeichnungen und Kupferstichen.
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